Unser Ziel ist die Optimierung der tanzphysiologischen Leistung
unter Berücksichtigung fachlich fundierter medizinischer Information.
Für alle, die sich mit Bewegung beschäftigen, sei es aus orthopädischer,
unfallchirurgischer, rein physiotherapeutischer oder aus künstlerischer
Sicht, bietet der Tanz eine besondere Faszination:
Das Verlassen des Bodens der Realität, wie es durch den Tanz ermöglicht
wurde und wie es Mircea Eliadey in "Der magische Flug" beschreibt:
"Die Sehnsucht, die Fesseln, die uns an die Erde ketten, zu brechen [...]
das Streben der menschlichen Natur nach oben [...]", erfordert perfekt
Balance.
Seit Dominico da Piacenza die frühen Traktate des Tanzes im Italien der
Renaissance formulierte, ist der Tanz ein Wechselspiel der Kräfte, vor
allem der Schwerkraft:
Diese Schwerkraft gilt es, durch die Spannung des Körpers, durch Agonist
und Antagonist im muskulären Gleichgewicht zu halten und im Sprung zu
überwinden.
Der moderne Tanz hat die Gesetzmäßigkeiten der klassischen Traktate
abgelöst und ergänzt, aber das Wechselspiel der Kräfte bleibt präsent.
Um hier die Balance auf der einen Seite und die Sprungkraft auf der
anderen Seite zu gewährleisten, ist die kontrollierte Bewegung der
Gelenke essentiell. Nicht nur das Ausmaß der Beweglichkeit ist für die
einzelnen Figuren erforderlich, auch die Ausdauer der Muskelaktivität
und die stabilisierte Flexibilität.
Dies beschreibt zwei wesentliche Faktoren aus medizinischer Sicht: die
Gelenksbeweglichkeit und die damit erforderliche Dehnung der Band- und
Sehnenstrukturen und die Ausdauerfähigkeit der Muskulatur, um
gleichbleibende Stabilität im Rahmen des Trainings oder der Aufführung
zu gewährleisten, ohne die schnell reagierenden Muskelfasern außer Acht
zu lassen.
In den Modulen der Tanzmedizin wird die Früherkennung von tänzerischem
Potential genauso wie die Beurteilung von Überlastungen und sich daraus
ergebende Therapien berücksichtigt. Die Entwicklung in der Tanzausbildung
und damit die Qualität der tänzerischen Arbeit sind nur dann gewährleistet,
wenn die gemeinsame Arbeit mit den Tänzern nicht durch Verletzungen und
Krankheit behindert wird.
Medizinisch therapeutisches Wissen wird in diesem Workshop in fünf Modulen
von Spezialisten vermittelt. Diese Veranstaltung ist auch eine Einladung
an alle, die in Ausbildung und Training involviert sind und denen daher
das Wohlergehen von Tänzern ganz besonders am Herzen liegt.
Juli 19.: 16:00: opening lecture / Eröffnungsvortrag :
G. v. Skrbensky et al. Praktische Umsetzung: Tanzmedizin im Workshop
Juli 20.-24.: 18:00-20:00: Workshop
o Mo: Sehnen & Gelenke - EFT, Skrbensky, Kiepe, Habsburg
o Di: Wirbelsäule - Biomechanik, Matzner
o Mi: Kinesio-Taping für den Tanz, Schnell
o Do: Schmerztherapie, Brezovsky
o Fr: Pilatestraining mit dem Triadball™, Schrefl, Wächter
Juli 25. u. 26.: 09:45-12:15, 15:00-17:30: Intensive1:
Kinematische Bewegungsanalyse: Biofeedback durch Visualisierung,
Benca, Brezovsky, Matzner, Rille, Schrefl, Skrbensky, Wächter
Modul 1- Sportorthopädie - Prof. Dr. Gobert v. Skrbensky
Gobert v. Skrbensky, ist Sportchirurg an der Medizinischen Universität
Wien, Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie.
In dieser Funktion wird die Ordination in der Ballettschule der Wr.
Staatsoper gemeinsam mit eine physiotherapeutischen Akuttherapie geführt:
www.tanzmedizin.at
Prof. Skrbensky leitet die sportchir. Knieambulanz am Wiener AKH, sowie
das Adolf Lorenz Labor für Biomechanik, das im Rahmen des Focus Tanzmedizin
Studien zum Thema Kinematik der Tanzbewegung erstellt. An der TU Wien ist
Prof Skrbensky als Lektor tätig.
Der Tanzchirurgische Forschungsschwerpunkt beschäftigt sich mit neuen,
schonenderen Techniken zur Arthroskopie von Hüft- und Sprunggelenken.

Workshop: Sportorthopädie: Sehnen & Gelenke
Der moderne Tanz entwickelt die Gesetze der Klassik weiter, aber die
Voraussetzung bleibt: Balance und Sprungkraft - Propriorezeption der
Gelenke - Rage of Motion - aktive Stabilisierung. Das betrifft nicht nur
das Ausmaß der Beweglichkeit , sondern auch die Ausdauer der
Muskelaktivität und die stabilisierte Flexibilität.
Dieses Wechselspiel von Sehne Muskel und Gelenk wir im Modul 1"
Sportorthopädie" vermittelt, das Erlernen von Selbstdiagnose zur
Früherkennung und eigene Therapiemöglichkeiten werden soweit vermittelt,
dass Sie in der Lage sein sollten medizinisch relevante Symptome zu
erkennen.
Modul 2 - Wirbelsäule Tanz und Biomechanik - Dr. Michael Matzner
Michael Matzner ist Oberarzt an der Universitätsklinik für Orthopädie in
Wien. Seit Jahren ist er ausgewiesener Spezialist auf dem Gebiet der
Wirbelsäulentherapie, mit spezieller Erfahrung auf dem Gebiet der
biomechanischen Grundlagen, der Stabilität und Instabilität der
Wirbelgelenke.
Workshop: Tanzen und Wirbelsäulen-Biomechanik
Im Rahmen dieser Veranstaltung soll verständlich auf das Verständnis
der Grundprinzipien der Biomechanik des menschlichen Körpers
hingearbeitet werden. Damit soll das Verstehen des eigenen Körpers sowie
seiner Stärken und Schwächen erzielt werden. Wer um dieses Feld Bescheid
weiß, kann Belastungen besser einteilen, Überlastungssyndrome richtig
deuten, und tut somit sich und seinem Körper Gutes.
Modul 3 - Schmerztherapie - Dr. Reinald Brezovsky
Nach der Fachausbildung an der Universitätsklinik in Wien bei Prof.
Wolfgang Koos gründete er des Schmerztherapie Zentrum Döbling sowie das
Gesundheits Zentrum Döbling, dessen ärztlicher Leiter er ist.
Neben dem Schwerpunkt der Behandlung von Patienten mit Chronischen
Schmerzen betreut er Patienten mit Burnoutsyndrom im Stress Center Wien
gemeinsam mit der Psychologin Dr. Brigitte Bösenkopf.
Dr. Brezovsky ist Schlagzeuger und Percussionist ( Konservatorium der
Stadt Wien, Jazzabteilung) und beschäftigt sich mit dem Einsatz von Tanz
und Musik in der Medizin.
Im Jahr 2002 gründete er das Internetportal www.tanzmedizin.at gemeinsam
mit Renato Zanella und Peter Rille von der Wiener Staatsoper. Derzeit
wird das Musik/Medizin-Portals www.musimed.org vorbereitet.
Workshop Schmerztherapie:
Welche Funktion, Ursachen und Bedeutung haben Schmerzen?
Unterscheidung akuter/ chronischer Schmerz
Methoden der Schmerztherapie:
Schulmedizinisch versus komplementärmedizinisch
Welche Spezialisten beschäftigen sich mit Schmerztherapie?
Wo finde ich rasch Hilfe?
Tips und Tricks zur Vermeidung und Selbstbehandlung von Schmerzen z.B.:
Akupressur
Dr. Reinald Brezovsky ist Facharzt für Neurochirurgie sowie Arzt für
Manuelle Medizin und Akupunktur.
Modul 4 - Physiotherapie - Daniela Schnell, Pt., M. Ed und Marie-Sophie
Kiepe
Daniela Schnell M. Ed., ist Physiotherapeutin, Sportphysiotherapeutin
und seit 1990 Dozentin für Trainingslehre, Funktionelle Verbände und
Sportphysiotherapie an der Fachhochschule für Physiotherapie. Sie erhilet
ihre Ausbildung zur Sportphysiotherapeutin am Hochschullehrgang in
Innsbruck und setzte die Sportlehrer- und Physiotherapieausbildung in
Deutschland fort. Sie ist Gründungsmitglied der ARGE Sportphysiotherapie
TEAM Austria und leitet die Fortbildungsreihe der ARGE Sportphysiotherapie
Team Austria. Bei der Nordischen Ski-WM 1999 in Schladming betreute sie
die Athleten.
Sie steht seit über 15 Jahren mit Steptanz selbst auf der Bühne,
unterrichtete Step und Irish dance in Move On, Tanzforum Wien, Art of
Dance Wien, Margit-Manhardt-Studio-für-Bühnentanz in Wien, wie auch in
Rotterdamm, Nürnberg, Stuttgart und Graz. Sie hat eine eigene Kompanie
SHADES OF GREEN mit der sie im Theater Center Forum und dem Gloria
Theater eigene Produktionen zeigt. Ebenso kreiert sie gemeinsame
Produktionen mit Michael Seida und Christian Rovny für das Theater
Akzent und das Metropol.
Funktionelle Verbände mit elastischem und unelastischem Tape
Durch Verbände mit verschiedenen Tape-Materialien und Klebebinden kann
instabilen Gelenken Stabilität verliehen werden, ohne deren Beweglichkeit
zu stark einzuschränken. Zudem kommen durch verschiedenen Verband- und
Klebetechniken noch weitere Wirkungen, wie Abschwellung, Schmerzdämpfung,
gesteigerte sensomotorische Fähigkeiten und Faszienlockerung zur
Anwendung.
Funktionelle Verbände sind als Prophylaxe gegen Überlastung und Therapie
gegen strukturelle Dysfunktionen einzusetzen und zwar unmittelbar vor,
während und nach der sportlichen Aktivität. Somit ist dem/r Tänzer/in ein
Mittel gegeben, mit dem er/sie seine/ihre belasteten Gelenke und Muskeln
direkt behandeln kann.
Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und die sofort spürbare Wirkung haben
die bunten Tapes zu einem der meistverbreiteten Hilfsmittel in der
Sportphysiotherapie werden lassen.
Im praktischen Workshop werden ihnen einige Grundtechniken und Basisverbände
vermittelt.
Modul 5 - Pilatestraining mit dem Triadball™- Anna Schrefl und Rudolph
Wächter
Anna Schrefl hat an der Amsterdamer Kunsthochschule und der Modernen
Tanzakademie Rotterdam zeitgenössischen Tanz studiert. Sie war danach als
choreographische Assistentin in verschiedenen Projekten engagiert. Mit
Christine Gaigg/2nd Natur arbeitete sie als choreographische Assistentin
in mehreren Produktionen zusammen (u.a. für "Sacre Material", "Trike"
und "Über Tiere").
In ihren eigenen Arbeiten "fakts" und "bits and pieces" fokussierte sie
sich auf die Vernetzung von Tanz-Video-Sound. Ihr Stück "bits and pieces_2"
wurde u.a. bei Image-Turbo/ Wien, im Basement Theatre in Tbilisi/ Georgien,
und bei ProArt-Tanzfestival/ Prag gezeigt.
Mit den Medienkünstlern "Machfeld" hat sie im Rahmen von "Crossbreeds" im
WUK und in der "Medienwerkstatt" im OHO (Oberwart/Bgld) zusammengearbeitet.
Weiters hat sie für verschiedene Theaterstücke (u.a. "Körperzeit" unter der
Regie von Jan Langenheim im Theater "Neumarkt"/Zürich) und Modeperformances
choreographiert.
2008 gründet sie gemeinsam mit Dietmar Seiler das Veranstaltungs-Label
Zimmertemperatur und beschäftigt sich mit extremer Zeitverlangsamung.
Pädagogische Arbeiten
2001 hat Anna Schrefl ihre Pilatesausbildung in New York absolviert,
2006 das "Pilates System Europe - Certification Program" in Wien gegründet.
Seit 2008 ist sie Spiraldynamik-Fachkraft. Sie gibt Companytraining und
Seminare für klassische wie auch zeitgenössische TänzerInnen (u.a. an der
Staatsopernschule Wien, Trainingsleitung für "2ndNature"), SchauspielerInnen
(Theater am Neumarkt Zürich) und MusikerInnen und ist für Tanzmedizin.at
tätig.
Rudolf Wächter
Im Alter von 18 Jahren absolvierte Rudolf Wächter seine Ausbildung zum
klassischen Tänzer an der Ballettschule der Wiener Staatsoper.
1992 wurde er dort als Corps de Balletttänzer engagiert, danach folgten
solistische Auftritte im In & Ausland.
Nach 10 jährigem Engagement für das Wiener Staatsopernballett, ernannte
ihn Renato Zanella 2002 zum Halbsolisten.
Das 2006 von Anna Schrefl gegründete "Pilates System Europe" ermöglichte
ihm parallel zur Tätigkeit als Balletttänzer eine Pilatesausbildung zu
beginnen.
Im Herbst 2008 beendete er aus gesundheitlichen Gründen seine
Tänzerkarriere, konnte aber glücklicherweise, noch im selben Jahr seine
Trainerausbildung abschließen. Seit 2009 ist er neben seiner Tätigkeit
als Pilatestrainer, auch als Choreograph für die Vienna Ballet Company,
tätig.
Workshop Pilatestraining mit dem Triadball™:
Der Triadball™ wurde von den zwei Tänzern und Pilatestrainern Ton Voogt
(NL) und Michael Fritzke (USA) entwickelt und ist ein einzigartiges
Hilfsmittel, um Übungen des Pilates Mattentrainings zu variieren, zu
modifizieren und zu intensivieren. Darüberhinaus können Übungen mit den
Pilatesgeräten in das Mattenprogramm integrieren werden.
Die Arbeit mit den Bällen verbindet sensomotorische Übungen mit den
funktionellen Pilatesübungen. Sie bewirkt eine Verstärkung des
propriozeptiven Feedbacks, wodurch der Körper automatisch mit Stimulation
des "Powerhouse" reagiert. Die Wirbelsäule kann stabilisiert werden, die
tieferliegenden skelettnahen Muskeln werden gestärkt. Die Bälle ermöglichen
auch einzelne Gelenke sanft zu mobilisieren.
Der erste Schritt des Trainings ist die Arbeit am "Placement":
Mobilisierung von fixierten Strukturen, Ausrichtung und Stabilisierung
des Beckens und Rumpfes, der Beinachsen, des Schultergürtels, der
Kopfstellung.
Im nächsten Schritt kommt der Bewegungsfluss. Die Übungen fließen
ineinander, die Muskeln arbeiten nicht isoliert oder mechanisch, sondern
in harmonischer Zusammenarbeit. Der Körper wird ausbalanciert. Atmung und
Energiefluss werden zu einem wichtigen Bestandteil des Trainings.
Pilates System Europe
Pilates System Europe ist ein anerkanntes Pilatesstudio und -ausbildungszentrum
in Wien. Die Philosophie des Studios ist es, die ursprüngliche Kraft und
Klarheit des von Joseph Pilates entwickelten Systems zu erhalten und es auf
Basis von aktuellen physiologischen Erkenntnissen (wie z.B. in der Spiraldynamik)
weiterzuentwickeln. Pilates System Europe sieht sich auch als internationale
Plattform für den Austausch und die Fortbildung von Pilatesprofis.
Modul Intensiv: Tanzmedteam und Emir Benca
Emir Benca ist Student an der Technischen Universität Wien und spezialisiert
auf biomedizinische Technik. Seit 2007 ist er am Adolf Lorenz Labor für
Biomechanik an der MUW als Systemengineer tätig. Seine Forschungsschwerpunkte
liegen in der Bewegungsanalyse, Rehabilitationstechnik, sowie Sportchirurgie.
Intensivworkshop:
Als Zuseher mag man denken, dass die Tänzer vom Boden abheben können und
Bewegungen vollführen können, die an keine physikalischen Gesetze gebunden
sind.
Biomechaniker wissen, dass jeder Körper den Grundgesetzen der Mechanik a
usgesetzt ist, somit seine Bewegung raum- und zeitabhängig und wohl
errechenbar ist. Beim "Biofeedback durch Visualisierung" wird der
Bewegungsablauf des Körpers und seiner Segmente beim Tanz mittels
verschiedener Sensoren erfaßt und am Bildschirm in translatorische und
rotatorische Bewegungen aufgeschlüsselt, die zum besseren Verständnis
des Bewegungsablaufs beim Tanzen dienen. Die Messung der
Muskelaktivitäten erfasst den optimalen Krafteinsatz bei einzelnen
Bewegungsphasen.
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